Malerei Annette Wessel
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1907 – 1983
Landwirt, Maler, Lehrer

   

1907






1920




1925



1930





1936





1937

1938



1939



1940






1941










1945











1946







1948













1956





1960










1974





1983

Am 7. Februar wird Gerhard Wessel in Nieborze, Provinz Posen, als ältester Sohn eines Gutsverwalters geboren. Er wächst in Böskau, dem 1911 gekauften elterlichen Gut, mit einer Schwester und drei Brüdern auf.
Den ersten Schulunterricht erhält er von einem Hauslehrer. Malen ist schon damals eines seiner Fächer. Das Gymnasium besucht er als Pensionsschüler zunächst in Meseritz und später nach der Grenzverschiebung in Deutsch-Krone.

Tod des Vaters. Das Gut wird fortan von verschiedenen Verwaltern, nicht immer gedeihlich, geführt. Auf Wunsch der Mutter wechselt er nach Brieg in Schlesien, um sich hier auf einer Landwirtschafsschule auf den Beruf als Landwirt vorzubereiten. An den Nachmittagen nimmt er privaten Zeichenunterricht.

Nach der Fachschulreife folgen 3 Elevenjahre. Während dieser Zeit kommt es zu Begegnungen, die in ihm die Neigung zur Malerei weiter wecken und fördern. Es folgt der Besuch einer Landwirtschaftsschule.

Nach bestandener Prüfung übernimmt er mit 23 Jahren die Führung des Hofes. In seiner Freizeit entsteht eine Vielzahl von Zeichnungen und Skizzen. Schon bald bittet er die Mutter, ihn aus der Führung des Gutes zu entlassen, da er Maler werden will. Sein jüngster Bruder, der auch Landwirtschaft studiert, könnte ja den Hof übernehmen. Doch seinem Wunsch wird nicht entsprochen.

Er lernt Maria Zimmer kennen. Sie ist von seinen Zeichnungen sehr beeindruckt und unterstützt seinen Wunsch, Maler zu werden. Er verlässt den elterlichen Hof ohne Absprache und Ankündigung. Sie gehen zusammen in die Eifel, wo sie als Kindergärtnerin für den Lebensunterhalt sorgt und er sich auf ein Kunststudium in Düsseldorf vorbereitet.
Für ihn bleibt diese Flucht aus der Verantwortung eine Bürde, an der er lange zu tragen hat.

Aufnahme des Kunststudiums in Düsseldorf.

Sommeraufenthalt in Rowe, einem kleinen Fischerdorf an der Ostseeküste, das als Künstlerdorf durch den Aufenthalt von Pechstein einen Namen hatte. Es entstehen viele Bilder, die Jahre später in Ausstellungen in Schneidemühl und Stettin für große Resonanz und Anerkennung sorgen.

Mit Ausbruch des Krieges übernimmt er wieder die Leitung des Gutes, da der eingestellte Verwalter zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Maria Zimmer geht nach Lauenburg zu ihrer Mutter zurück.

Im März wird auch er zum Militär einberufen. Es folgt eine Kriegstrauung mit Maria. Wegen eines Knieschadens wird er im Sommer militäruntauglich geschrieben. Er widmet sich wieder der Malerei und bezieht mit Maria eine Wohnung in Nidden. Hier lernt er viele Maler und Literaten kennen. Mit Oskar Gawell aus Wien, Schüler von Lovis Corinth, ist er freundschaftlich verbunden. Gawell nimmt großen Einfluss auf seine Malweise und bringt ihn von der „Düsseldorfer Düstermalerei“ ab. Es entsteht eine Vielzahl von Bildern, die, wie die Rower Bilder, hohe Anerkennung finden werden.

Rückkehr nach Böskau und Wiederaufnahme der Arbeit in der Landwirtschaft. Im Februar kommt das erste Kind Marianne zur Welt. Die Entbindungskosten werden mit einem Bild bezahlt. Es folgt ein kurzer Aufenthalt in Wien bei Gawell, wo er bei dem jungen Literaten Kreißler wohnt. Im Sommer und Herbst wird in Weißenkirchen, Wachau, ein gemeinsamer Arbeitaufenthalt verbracht. Dann wieder arbeitet er auf dem elterlichen Hof und beschickt Ausstellungen in Schneidemühl und Stettin. Durch umfangreiche Bilderverkäufe wird ein kleines Vermögen erworben. Neben seiner Arbeit als Landwirt müssen nun auch Auftragsmalereien erledigt werden.
Im November 1943 kommt der Sohn Albrecht zur Welt.
Bei Luftangriffen auf Stettin werden viele seiner Bilder, die im Stettiner Landesmuseum hängen, vernichtet.

Im Januar kommt der Befehl, das Land zu räumen. Unter seiner Leitung wird ein Treck zusammengestellt. Die deutsche Bevölkerung flüchtet vor der näher rückenden Front. Bilder sind im Wagen unter Teppichen verstaut.
Bei eisiger Kälte wird die Oder überschritten, im März die Elbe und zu Ostern wird der Harz erreicht. Bei Verwandten kommt man unter und bleibt bis zum Sommer. Als bekannt wird, dass die Amerikaner große Gebiete gegen einen Sektor in Berlin mit den Russen tauschen, wird wieder vorgespannt, und die Flucht geht weiter. Im Kreis Warburg, auf dem Hof seines Vetters Josef Menke, kann man bleiben. Hier und später in Gehrden kommt die Familie zur Ruhe. Es wird auf dem Hof geholfen, Portraits entstehen von Verwandten und neuen Bekannten. Von dem Geld, das man ja noch hat, gibt es nichts zu kaufen. So werden Bilder gegen das Lebensnotwendige getauscht.

Das dritte Kind Annette wird am 2. Januar geboren. Auf beschwerlichen Fahrten nach Düsseldorf werden Papier, Leinwand und Farben besorgt. Es entstehen ganz neue Bilder. Bilder, die an die Brückemaler erinnern. Ausstellungen werden beschickt. Bilder gehen nach Hannover, Münster und Düsseldorf. Im Kästner-Museum in Hannover werden 15 Bilder gezeigt und gut besprochen. Prof. Wackernagel kommt zu Besuch. Er hat Bilder im Landesmuseum Münster gesehen und möchte den Maler kennen lernen. Er ist Präsident des Westfälischen Kunstvereins. Die Anerkennung von ausgewiesenen Kunstkennern ist gerade in dieser Zeit für Gerhard Wessel von großer Bedeutung.

Nach der Währungsreform ist die Familie nun auch geldlich arm wie eine Kirchenmaus. In vielen Häusern des Ortes und der Umgebung hängen vielleicht noch heute Bilder dieser Zeit, durch die damals das Überleben gesichert wurde.
Um neue Eindrücke und Anregungen zum Malen zu bekommen, werden Reisen unternommen, deren Kosten zu Lasten des Unterhalts der Familie gehen. Doch Maria unterstützt diesen Weg, ist sie ja voller Überzeugung vom Wert seiner Bilder. So entstehen neben den Bildreihen „dörfliches Umfeld“, Bilder mit friesischen Motiven und religiösen Darstellungen insbesondere Kreuzwegstationen.
Ein Zirkus kommt ins Dorf. Ein Teil seiner stärksten Bilder entsteht, wie “Künstlerin auf dem Drahtseil “.
Um zu regelmäßigeren Einnahmen zu kommen, wird an Ausschreibungen zur künstlerischen Gestaltung von öffentlichen Gebäuden teilgenommen. In Folge werden Wandmalereien für viele Schulneubauten der näheren Umgebung entworfen und realisiert.

Am 12. September stirbt Maria nach langer Krankheit. Vorher hatte sie noch mit der Künstlergilde seine Übernahme in den Schuldienst in die Wege geleitet. Im Juni 1956, drei Wochen vor den Sommerferien, tritt er seinen Dienst in Castrop-Rauxel als Kunsterzieher am dortigen Mädchengymnasium an. Auch wenn ihm manches an seiner neuen Arbeit schwer fällt, so genießt er doch den Umgang mit den jungen Menschen.

Am 2. August heiratet er Eleonore Hamp aus Lodz, die noch in den letzten Kriegstagen ihre Familie verlor. Es folgen nun erstmalig für ihn, in einer relativ normalen Familie, sorgenfreie Jahre. Da nun keine finanziellen Sorgen mehr drücken, werden Urlaubseisen unternommen. Sie führen nach Antona bei Carrara, Korfu und Bornholm.
Jetzt entstehen wieder Skizzen, Zeichnungen und später zu Hause großformatige Bilder. Ein großzügiger Atelierraum in der Schule war ihm von der Schulleitung zur Verfügung worden. Hier entstehen kurzzeitig auch gegenstandslose Experimente, wie er sie nannte. Es werden wieder Ausstellungen beschickt. Neben Ausstellungsbeteiligungen in Münster und Düsseldorf und den Partnerstädten von Castrop-Rauxel kommt es in Castrop 1981 zu einer großen Einzelausstellung in der Rathausgalerie.

Er beendet seine Tätigkeit als Kunsterzieher und siedelt nach Neuenheerse über. Hier, ganz in der Nähe von Gehrden, wo die schweren Nachkriegsjahre verlebt wurden, will er nun seinen Ruhestand genießen.
In dieser Zeit entsteht die Niederschrift seiner Erinnerungen. Großen Raum nimmt hierin seine Auseinandersetzung mit religiösen Themen ein.

Kurz vor Weihnachten am 22. Dezember stirbt Gerhard Wessel nach kurzer Krankheit.